Was ist CO2 und warum ist es schädlich?
Kohlenstoffdioxid (CO2) ist ein natürlich vorkommendes Treibhausgas in der Atmosphäre. Infolge menschlich bedingter Aktivitäten, wie der zunehmenden Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl etc.) oder der Abholzung von grossen Waldflächen in den letzten Jahrzehnten, gelangten immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre. Die Folge ist eine Verstärkung des Treibhauseffekts und ein globaler Wandel des Klimas. Davon betroffen sind unter anderem Tier- und Pflanzenarten, Wasserhaushalt und Temperaturniveaus sowie die Gesellschaft.
Man hört immer wieder von CO2-Kompensation. Wie funktioniert das?
Bei der CO2 -Kompensation kauft man Zertifikate von einem Projekt, das CO2 einspart und unterstützt es so beim Klimaschutz. Zum Beispiel durch die Reduktion der Treibhausgasemissionen in einer Deponie, den Umstieg von Gaskochern auf Solarvarianten für Familien oder den Schutz eines Regenwaldgebiets vor Abholzung. Es gibt zahlreiche Methoden. Gerade Waldprojekte sind zurzeit sehr beliebt. Der Baum lagert durch die Fotosynthese im Laufe seines Lebens CO2 in seiner Biomasse ein. Wird der Baum gefällt, fehlt dieser Einspareffekt und es bleibt mehr CO2 in der Atmosphäre. Werden Bäume gepflanzt, speichert das wiederum CO2 in den Folgejahren.
Wie kommen solche Projekte zustande?
Das Klimaschutzprojekt wird nach einem bestimmten, von der UNO anerkannten Mechanismus entwickelt, von unabhängigen Experten geprüft und nach einem internationalen Standard zertifiziert. Dabei muss es ganz spezifische, strenge Anforderungen erfüllen. So ist es beispielsweise zwingend, dass das Projekt ohne die Gelder aus den Zertifikatverkäufen nicht zustande käme. Das heisst, die CO2 -Einsparung darf nur dank diesen Geldern erfolgen.
«Es ist zwingend, dass das Projekt ohne die Gelder aus den Zertifikatverkäufen nicht zustande käme.»
Zudem muss garantiert sein, dass die Zertifikate nur einmal genutzt und nicht mehrmals wiederverkauft werden. Wenn nun das Vorhaben entwickelt, extern geprüft und von einem Standard zertifiziert ist, können die eingesparten CO2-Emissionen als Zertifikate gehandelt werden.
Gehandelt – an einer Börse?
Ja genau. Die Zertifikate kann man an Börsen, Registern oder auf Plattformen kaufen. Wollen Sie nun zum Beispiel die Menge CO2, welche Sie beim letzten Flug ausgestossen haben, kompensieren, kaufen Sie die entsprechende Menge Zertifikate bei einem Händler ein. Dieser löscht nun die Zertifikate auf seinem Registerkonto und garantiert so, dass nur Sie diese Einsparungen in Anspruch nehmen können und kein zweiter.
Nützt das wirklich etwas? Werden meine Flugmeilen wirklich eins zu eins kompensiert?
Wenn die Berechnung stimmt und das Unternehmen, über welches Sie kompensieren, seriös ist, dann stimmt es. Grundsätzlich geht es mit dem Beitrag für CO2-Kompensation darum, sicherzustellen, dass Klimaschutz überhaupt betrieben wird und dass dies so sauber und zuverlässig wie möglich passiert. Dazu braucht es ein funktionierendes System mit anerkannten Prüfstellen, wasserdichten Labels und Standards sowie kompetenten Vertriebspartnern. So wird der Nährboden geschaffen, dass Klimaschutzprojekte entstehen und auch prüf- und messbar sind.
«Grundsätzlich geht es mit dem Beitrag für CO2-Kompensation darum, sicherzustellen, dass Klimaschutz überhaupt betrieben wird und dass dies so sauber und zuverlässig wie möglich passiert.»
Es geht darum, durch die Gelder aus den Zertifikatsverkäufen die Mühle am Laufen zu halten und sicher zu stellen, dass die CO2-Reduktionen wirklich passieren. Klimaschutzprojekte fördern auch den Bau von Strassen und Schulen, ermöglichen die Partizipation der lokalen Bevölkerung am Prozess, oder verbessern die Wasserversorgung und die Gesundheitsbedingungen. Das geht weit über den klassischen Klimaschutz hinaus.
Geht es bei der CO2-Kompensation nicht auch darum, das eigene Gewissen zu beruhigen? So dass man zum Beispiel «guten Gewissens» fliegen kann?
Das stimmt natürlich; am besten wäre es, wenn gar keine Emissionen entstehen. Leider fliegen auch Leute, die gut über die Folgen der Fliegerei Bescheid wissen, regelmässig. Verzicht ist hier unglaublich schwierig. Daher ist es wichtig, dass zuerst vor der eigenen Türe gewischt wird.
«Es ist leider so, dass nicht alle Emissionen heute zu einem vertretbaren Aufwand restlos reduziert werden können.»
Soll heissen, dass im Unternehmen oder auch im privaten Leben zuerst darauf geachtet werden soll, den eigenen CO2-Ausstoss möglichst zu reduzieren und Massnahmen zur Verbesserung umzusetzen. Weniger fliegen, die Ölheizung ersetzen oder auf Recyclingpapier umstellen sind solche Massnahmen. Es ist aber leider so, dass nicht alle Emissionen heute zu einem vertretbaren Aufwand restlos reduziert werden können, beispielsweise in einem Produktionsunternehmen oder auch wenn geschäftlich viel international gereist werden muss. Da wären extrem hohe Investitionen nötig. Daher kann es sinnvoll sein, die Restemissionen an einem anderen Ort zu kompensieren und so das Geld bestmöglich einzusetzen. Ob sich die Leute nun dadurch besser fühlen, ist dem Klima egal. Es zählt nur, wie viel CO2 unter dem Strich in die Atmosphäre gelangt.
Ist Fliegen denn wirklich so schlimm, wie man immer hört?
Beim Fliegen wird wirklich sehr viel CO2 ausgestossen! Gleichzeitig fliegen immer mehr Menschen, da die Preise tief sind. Die Kosten für Folgeschäden für die Umwelt sind da bei Weitem nicht gedeckt. Einer Umfrage zufolge sind die Leute mehrheitlich bereit, eine Abgabe oder Umweltsteuer auf Flugtickets zu bezahlen. Freiwillig können sie das schon heute in Form der Kompensation.
«Die Kosten für Folgeschäden für die Umwelt sind beim Fliegen bei Weitem nicht gedeckt.»
Es geht also auch bei der Kompensation darum, dass man sich bewusstmacht und dem Fakt Rechnung trägt, dass CO2 einen Preis hat. Für mich ist das der wichtigste Punkt, ob Steuer (Pflicht) oder Kompensation (freiwillig). CO2 hat also einen Wert, beeinflusst das Klima und es darf mit ihm nicht einfach ohne weiteres umgegangen werden. Zusammenfassend heisst das, dass Kompensation in Kombination mit dem Umsetzen von Klimaschutzmassnahmen im eigenen Alltag eine sinnvolle Möglichkeit darstellt, das Klima zu schützen.
Warum gibt es riesige Preisunterschiede für die Kompensation von CO2?
Grundsätzlich spielen auch bei der Kompensation und dem Kauf von CO2-Zertifikaten Marktmechanismen mit, wie bei anderen Handelsgütern auch. Je nach Angebot und Nachfrage ist die Preisgestaltung unterschiedlich. Es kommt auch immer auf die Menge an, die eingekauft wird. Zertifikate im Umfang von wenigen Tonnen haben höhere Stückpreise als Grossmengen. Dazu kommt, dass sich die Kosten je nach Projektart (Technologie, Land, Grösse, Standard und Qualität) unterscheiden. Wenn Sie beispielsweise ein Grossprojekt betrachten, das wirtschaftlich gesehen günstiger ist und in grösserem Volumen CO2 einspart und kosteneffizienter entwickelt wird, sind in der Regel auch die Zertifikate daraus billiger. Andere Projekte mit aufwändigeren Emissionsminderungen, beispielsweise in kleinbäuerlichen Gebieten, bringen bisweilen auch Zertifikate hervor die dann entsprechend mehr kosten.
Wie kann ich mich als Konsument darauf verlassen, dass mit meinem Geld tatsächlich der «gekaufte» CO2-Ausstoss kompensiert wird?
Es ist wichtig, dass Konsumenten sich an einen verlässlichen Händler wenden mit guter Reputation und Referenzen. Zudem garantieren gewisse Standards für die Qualität der Projekte und die Einhaltung der Reduktionsleistung. Wenn Zertifikate dieser Standards gekauft werden, sind sie in der Regel verlässlich. Konsumenten sollten zudem beim Kauf von Kompensationszertifikaten vom Verkäufer eine Bestätigung verlangen, dass die entsprechende Menge Zertifikate auf dem Register des Verkäufers gelöscht werden. So wird garantiert, dass die Emissionsreduktionen nicht mehrfach verkauft werden.
Die BEKB kompensiert ihren CO2-Ausstoss im eigenen Wirtschaftsraum. Was heisst das?
Das heisst, dass ein Projekt unterstützt wird, das im Einzugsgebiet der BEKB liegt und auch hier CO2 eingespart wird. Somit ist die Kompensation lokal und die Gelder tragen der lokalen Wertschöpfung bei.
Mehr Details zur Ökobilanz der BEKB.
Beitrag in Zusammenarbeit mit der Swiss Climate AG
Barbara Jossi
Sie arbeitet als Projektleiterin CO2-Kompensation bei der Swiss Climate AG. Sie ist für das CO2-Management von Unternehmen zuständig und berät Kunden bei der Umsetzung von sinnvollen Energie- und CO2-Sparmassnahmen. Daneben unterstützt sie Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von massgeschneiderten Kompensationsstrategien und ist für das Portfoliomanagement der Klimaschutzprojekte im In- und Ausland tätig.
Publikationsdatum: 04.06.2021