Belastbar, sozialkompetent, professionell: Drei der üblichen Schlagwörter in einer typischen Stellenanzeige. Wo aber arbeiten Menschen, die nicht zu 100% in dieses enge 08/15-Raster passen? Wo können diese gesundheitlich eingeschränkten Menschen ihre Kompetenzen zeigen und ihre Leidenschaft leben? Sie können es zum Beispiel im Atelier Passage in Port (BE). Die dortigen Werkstätten bieten Arbeitsplätze in den Arbeitsbereichen Holzmanufaktur und Dienstleistungen für Menschen mit vorwiegend psychisch bedingten Leistungseinschränkungen. Adrian Hirschi, Leiter Holzmanufaktur und Arbeitsintegration, hat uns verraten, was seine Aufgabe so anspruchsvoll und spannend macht.
Herr Hirschi, die Holzprodukte von Atelier Passage werden von Kundinnen und Kunden der BEKB geschätzt und gelobt. Wer genau hat sie gefertigt?
Danke. Es waren Arbeitskräfte wie Sie und ich – die aber neben den üblichen Herausforderungen der täglichen Arbeit auch mit diversen Einschränkungen leben. Wir begleiten und coachen sie auf ihrem Weg zurück ins Berufsleben, dem sogenannten «ersten Arbeitsmarkt» – oder intern an einem geschützten Arbeitsplatz. Bei uns können sie ihre Ressourcen und Fähigkeiten so einsetzen, dass sie Sinn und Freude in ihrer Arbeit finden. Das Resultat sind hochwertige Holzprodukte aus regionalem Holz – aber auch Lasergravuren, Druck- und Verpackungsarbeiten.
Sie fördern auch Lernende, für welche die Arbeitswelt noch Neuland ist.
Ja, auch sie leben mit Einschränkungen – psychischer, kognitiver oder körperlicher Art. Bei den Lernenden ist das erklärte Ziel die Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Wir unterstützen sie auch in Bezug auf den Bewerbungsprozess und bei der Suche einer Anstellung nach der Ausbildung. Erst gerade haben wir jemanden ausgebildet, der heute zu 100% in einem grossen Holzbetrieb arbeitet. Er ist zufrieden – und der Betrieb ebenso.
Was stellt in Ihrem Beruf die grösste Herausforderung dar?
Wir machen täglich den Spagat zwischen einem wirtschaftlichen und einem sozialen Auftrag. Kunden wollen ihre Aufträge termingerecht und in bester Qualität – und unsere Mitarbeitenden wollen optimal motiviert und gefördert werden. Genug Struktur, aber auch nicht zu viel – genug Arbeit, aber auch nicht zu viel. Unsere Aufgabe ist es, Druck abzufedern und zu transformieren – er darf sich nicht negativ auf unsere Mitarbeitenden mit Handicap auswirken.
Was liegt Ihnen besonders am Herzen, wenn Sie an Ihre Aufgabe und das Atelier Passage denken?
Ich wünsche mir noch mehr Arbeitgeber, die Menschen wie unseren Mitarbeitenden eine Chance in ihrem eigenen Betrieb geben. Um das zu erreichen, arbeiten wir täglich auch an unserem Netzwerk mit Entscheidungsträgern aus der Schweizer Wirtschaft. Was den Erfolg unserer Produkte angeht, kommen wir aber jetzt schon prima zurecht. Wir werden sogar fast überrannt von Anfragen. Nachhaltige Swiss-Made-Produkte werden geschätzt.