Die zentralen Unterschiede, die Sie zu Aktien und Obligationen kennen sollten, betreffen die Art und Weise der Investition, die Risiken, die Sie mit den beiden Anlageklassen eingehen, und welche Renditechancen Sie haben.
Art der Investition
Obligationen sind Fremdkapital. Sie leihen Ihr investiertes Geld für eine bestimmte Zeit aus und erhalten im Gegenzug das Recht auf einen regelmässigen Zins. Ein grosser Vorteil gegenüber dem Kauf von Aktien: Gerät das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, werden Sie als Gläubigerin oder Gläubiger vorrangig behandelt und erhalten Ihr Geld mit grösserer Wahrscheinlichkeit zurück.
Mit Aktien erwerben Sie direkte Anteile am Unternehmen selbst und werden zur Miteigentümerin oder zum Miteigentümer. Sie erhalten eine Beteiligung an den ausbezahlten Dividenden und oft auch ein Mitsprache- und Stimmrecht an den Generalversammlungen der Firma. Gerät das Unternehmen allerdings in Schieflage und wird es liquidiert, erhalten Sie Ihr investiertes Kapital erst ausbezahlt, wenn die Gläubiger der Firma entschädigt wurden. Das heisst, Sie müssen warten und erhalten allenfalls nur einen Teil Ihres Geldes zurück – oder Sie müssen einen Totalverlust hinnehmen.
Risiken
Aktien und Obligationen weisen unterschiedliche Risikoprofile auf. Grundsätzlich lässt sich sagen: Solange die Unternehmen vergleichbar sind, gelten Anleihen im Vergleich mit Aktien als die sicherere Investition. Folgende, nicht abschliessende Aufzählung von Risikofaktoren der beiden Anlageklassen sollten Sie kennen.
Die wichtigsten Risiken bei Obligationen:
- Ausfallrisiko: Der Emittent gerät während der Laufzeit der Obligation in Zahlungsschwierigkeiten und kann die Schuld nicht oder nur teilweise zurückzahlen.
- Zinsänderungsrisiko: Steigen die Zinsen während der Laufzeit der Anleihe, ist die zu Beginn fixierte Rendite weniger attraktiv, was den Kurs der Obligation sinken lässt – und umgekehrt. Dieses Risiko wird nur dann relevant, wenn die Anleihe vor dem Ende der Laufzeit verkauft wird.
- Fremdwährungsrisiko: Bei Anleihen in Fremdwährungen wie Euro oder US-Dollar können Wechselkursschwankungen die Rendite schmälern.
- Liquiditätsrisiko: Beim Verkauf vor Ende der Laufzeit besteht die Gefahr, dass sich nur mit einem grossen Preisabschlag eine Käuferin oder ein Käufer für die Obligation findet.
Die wichtigsten Risiken bei Aktien:
- Ausfallrisiko: Im Insolvenzfall sind die Aktien nichts mehr oder nur noch einen Bruchteil des Kaufpreises wert. Das Resultat ist ein Teil- oder Totalverlust des angelegten Geldes.
- Kursverluste: Aktienkurse können aus verschiedensten Gründen fallen. Beispielsweise wegen schlechter Geschäftsergebnisse des Unternehmens, weil sich die Gesamtwirtschaft negativ entwickelt oder weil die Aktie zum aktuellen Zeitpunkt unter Investorinnen und Investoren nicht gefragt ist.
- Volatilität: Die Kurse einer Aktie können stark schwanken, die kurzfristige Wertentwicklung ist oft unberechenbar. Das trifft insbesondere Anlegerinnen und Anleger mit einem kurzen Anlagehorizont.
- Dividendenkürzungen: Bei Aktien gibt es keine vereinbarten regelmässigen Renditen, auf die sich Anlegerinnen und Anleger verlassen können. Die Höhe der Dividenden wird jährlich neu festgelegt und Kürzungen sind jederzeit möglich.
Renditechancen
Auch hinsichtlich der Renditeerwartung unterscheiden sich Aktien und Obligationen. Bei Obligationen wird das investierte Geld am Ende der Laufzeit zurückbezahlt. Zudem erhalten Sie während der Laufzeit den vereinbarten Zinssatz regelmässig ausbezahlt. Die Rendite ist also nach oben begrenzt und in der Regel umso grösser, je länger die Laufzeit der Anleihe und je schlechter die Bonität des Emittenten ist.
Im Falle von Aktien setzt sich die erzielte Rendite aus den Kursgewinnen der Aktie und allfälligen Dividenden zusammen. Auf Dauer bieten Aktien oft sehr attraktive Renditen. Allerdings können die Erträge vor allem kurzfristig stark schwanken.
Es gilt: Langfristig bringt ein diversifiziertes Aktienportfolio im Durchschnitt eine höhere Renditechance als Obligationen.
Konkret kletterte der Schweizer Aktienindex zwischen 1900 und 2023 mit zeitweisen Rückschlägen immer weiter in die Höhe. Anlegerinnen und Anleger, die über diesen ganzen Zeitraum in Schweizer Aktien investiert waren, konnten ihr Geld vervielfachen. Aus anfänglich 100 investierten Franken wurden über die Zeit rund 426’000 Franken! Dieselbe Anlage in CHF-Obligationen hätte «nur» rund 10’000 Franken ergeben.