Vorsorgen

Was sind Vorsorgelücken und wie kann ich sie erkennen und schliessen?

Reicht das Einkommen aus den drei Vorsorgesäulen im Alter, bei Erwerbsausfall, Invalidität oder Tod der Partnerin respektive des Partners nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard weiterzuführen, spricht man von einer Vorsorgelücke. Wir erklären Ihnen die häufigsten Ursachen für Vorsorgelücken und zeigen auf, wie Sie diese schliessen können.

Lebensereignisse wie Studium, Elternschaft, der Kauf von Wohneigentum oder Teilzeitarbeit können zu Lücken in Ihrem Einkommen führen. Solche Einkommenslücken bedeuten leider auch, dass Sie später weniger Geld erhalten, beispielsweise bei Invalidität, Erwerbsausfall oder einem Todesfall – und nicht zuletzt bei der Pensionierung.

Haben Sie aber gewusst: Die Leistungen aus AHV und Pensionskasse machen nach der Pensionierung im besten Fall nur rund 60 Prozent des letzten Lohns aus. Die Erfahrung zeigt jedoch: Im Schnitt brauchen Menschen im Alter rund 80–90 Prozent des bisherigen Einkommens, um ihren Lebensstandard halten zu können.

Vorsorgelücken sind also eher die Regel als die Ausnahme – auch bei gut verdienenden Personen. Und sie sollten frühzeitig erkannt und geschlossen werden, damit Sie im Risikofall und im Alter Ihren Lebensstandard halten können.

Was ist eine Vorsorgelücke?

Eine Vorsorgelücke beschreibt die Differenz zwischen dem Einkommen, das Sie bei Erwerbsausfall, Invalidität, im Todesfall der Partnerin oder des Partners oder bei der Pensionierung aus den drei Säulen bekommen, und Ihrem eigentlichen finanziellen Bedarf.

Das Schweizer Vorsorgesystem ist so ausgelegt, dass Sie im Alter oder im Risikofall knapp zwei Drittel Ihres bisherigen Einkommens aus der 1. und der 2. Säule erhalten sollten. Den Rest des Bedarfs haben Sie im Idealfall in der freiwilligen Vorsorge, der 3. Säule, eigenverantwortlich zur Seite gelegt.

Wie entstehen Vorsorgelücken überhaupt? – 9 Gründe

Vorsorgelücken können in allen drei Säulen entstehen und haben verschiedene Ursachen:

  • Erwerbspausen und weniger Beitragsjahre: Sie haben nicht durchgehend in die 1. und die 2. Säule eingezahlt, zum Beispiel aufgrund von späterem Zuzug in die Schweiz, Aus-/Weiterbildung, Elternpause, Sabbatical oder Frühpensionierung.
  • Teilzeitarbeit und niedriger Einstiegslohn: Sie haben über einen längeren Zeitraum nur wenig in die ersten beiden Säulen eingezahlt, beispielsweise aufgrund von Teilzeitarbeit respektive einem geringen Lohn.
  • Selbstständigkeit und wenig/keine bezahlte Beschäftigung: Sie sind gar nicht in der 2. Säule versichert, beispielsweise aufgrund von unbezahlter Sorgearbeit, Lohn unter der Pensionskassenschwelle oder Selbstständigkeit.
  • Hoher Lohn: Wenn Sie viel verdienen, erhalten Sie aufgrund der Obergrenzen in der 1. und der 2. Säule prozentual zum bisherigen Einkommen gesehen weniger Rentenleistungen.
  • Mangelnde private Vorsorge: Sie haben gar kein oder nur wenig Altersguthaben in der privaten Vorsorge (3. Säule) angespart oder kein bis wenig Vermögen beiseitegelegt.
  • Vorbezug: Sie haben Guthaben aus der 2. oder der 3. Säule entnommen, beispielsweise für Auswanderung, den Schritt in die Selbstständigkeit oder den Kauf von Wohneigentum.
  • Jobwechsel: Sie haben den Arbeitgeber gewechselt und sind bei der neuen Pensionskasse schlechter versichert. Denn insbesondere im überobligatorischen Teil kann jede Pensionskasse eigene Regeln festlegen.
  • Veränderte Lebenssituation: Ihr Vorsorgeguthaben oder Ihr Rentenanspruch hat sich aufgrund von bestimmten Lebensereignissen verändert, beispielsweise bei Scheidung oder Tod des Ehepartners respektive der Ehepartnerin.
  • Externe Faktoren: Der BVG-Umwandlungssatz sinkt, Sie erhalten also weniger Altersrente für Ihr angespartes Guthaben.

Wichtig: Wie Sie sehen, sind Vorsorgelücken eine allgegenwärtige Realität, die uns alle betrifft – unabhängig vom individuellen Lebensweg oder von beruflichen Entscheidungen.

Die Grafik verdeutlicht das Verhältnis zwischen dem Bruttoeinkommen und der Altersrente. Ein Beispiel: Bei einem Bruttoeinkommen von 50’000 Franken betragen die Leistungen aus der 1. und der 2. Säule bis zu 60 Prozent des Einkommens. Hingegen reduzieren sich die Leistungen aus den beiden Vorsorgesäulen bei einem Bruttoeinkommen von 130’000 Franken auf rund 40 Prozent des Einkommens. In diesem Fall stellen die restlichen 20 Prozent eine Vorsorgelücke dar, welche mittels der freiwilligen 3. Säule geschlossen werden müsste.

Vorsorgeberatung

Sie möchten wissen, wie sich verschiedene Lebensereignisse auf Ihre persönliche Vorsorgesituation auswirken? Oder wollen Sie Ihre Pensionierung vorbereiten? Wir beraten Sie gerne persönlich, sodass wir gemeinsam die beste Lösung für Sie finden.

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Wie kann ich meine Vorsorgelücke berechnen?

Um Ihre persönliche Vorsorgelücke zu ermitteln, gilt es erst einmal herauszufinden, wie viel Sie oder Ihre Liebsten Stand jetzt im Alter oder im Risikofall erhalten würden. Die Differenz zum Bedarf ist Ihre Vorsorge- respektive Einkommenslücke. 

Und so gehen Sie konkret vor: 

Schritt 1: voraussichtliche Jahresrenten aus AHV und Pensionskasse ermitteln  

Nutzen Sie das Online-Tool der AHV zur Rentenschätzung oder berechnen Sie Ihre voraussichtlichen Leistungen händisch. Einen Auszug aus Ihrem individuellen Vorsorgekonto erhalten Sie bei der AHV auf Anfrage (Achtung: Allfällige Beanstandungen am Kontoauszug der AHV müssen innert 30 Tagen erfolgen, sonst gelten die Angaben als angenommen). Ihre voraussichtlichen BVG-Leistungen finden Sie auf Ihrem Pensionskassenausweis. 

Schritt 2: jährlichen Bedarf schätzen 

Es ist davon auszugehen, dass Sie nach der Pensionierung, bei Invalidität, Erwerbsausfall oder im Todesfall Ihrer Partnerin oder Ihres Partners ca. 80–90 Prozent des bisherigen Lohns brauchen, um Ihren Lebensstandard weiter erhalten zu können. Betrachten Sie Ihren aktuellen Jahresbedarf und multiplizieren Sie diesen mit dem Faktor 0,8 oder 0,9, um den zukünftigen Bedarf zu berechnen. Alternativ können Sie ein detailliertes Budget für die Rentenzeit aufstellen: Welche Ausgaben werden Sie weiterhin oder neu haben, welche fallen allenfalls weg oder verringern sich? 

Schritt 3: Vorsorgelücke berechnen 

Nun ziehen Sie die voraussichtlichen Renten vom Bedarf ab. Die Differenz ist Ihre individuelle Vorsorgelücke. 

Einkommenslücke berechnen

Im Laufe des Lebens kann sich Ihre individuelle Situation verändern – und damit auch Ihre Vorsorgeaussichten. Berechnen Sie die finanziellen Auswirkungen verschiedener Lebensereignisse, um rechtzeitig vorzusorgen.

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Wie kann ich Vorsorgelücken schliessen?

Sie haben Vorsorgelücken bei sich erkannt? Sehr gut, dass Sie die Initiative ergriffen und sich mit Ihrer individuellen Situation auseinandergesetzt haben. Denn das Wichtigste ist, sich klarzumachen, dass fast jede und jeder gewisse Vorsorge- oder Einkommenslücken hat. Je besser Sie über Ihre Situation Bescheid wissen, desto gezielter können Sie nach Lösungen suchen.

So können Sie Ihre Vorsorgelücken vermeiden oder schliessen:

Säule-3a-Konto

Schöpfen Sie den Maximalbetrag in der Säule 3a aus. Für Erwerbstätige mit Pensionskasse liegt dieser im Jahr 2024 bei 7056 Franken pro Jahr. Erwerbstätige ohne 2. Säule können in diesem Jahr 20 Prozent des Nettoeinkommens bis maximal 35’280 Franken einzahlen.

Einzahlungen in ein Säule-3a-Konto lohnen sich vierfach: Sie sorgen nicht nur für später vor, sondern schliessen auch Ihre Vorsorgelücken und profitieren zudem von Steuervorteilen und einem Zinseszinseffekt. Letzterer fällt umso mehr ins Gewicht, je früher Sie mit dem Einzahlen beginnen.

Säule-3b-Konto

Im Gegensatz zur Säule 3a können Sie Einzahlungen in die Säule 3b nicht von den Steuern abziehen. Jedoch profitieren Sie hier in der Regel von einer steuerfreien Auszahlung des Guthabens.

Da Sie die Laufzeiten und Leistungen von 3b-Lösungen frei wählen können, eignen sie sich gut als Ergänzung in der privaten Vorsorge. Auch sind sie meist flexibler und Sie können das angesparte Guthaben jederzeit beziehen.

Vorsorgefonds

Im heutigen Zinsumfeld sind Vorsorgefonds häufig attraktiver als Kontolösungen. Denn langfristig gesehen ist die Rendite höher als der Zinssatz auf einem 3a-Konto. Ausserdem können Sie so Ihre Vorsorge mit Ihrer persönlichen Anlagestrategie angehen – und von Renditechancen profitieren.

Für 3a-Fondslösungen gelten dieselben Maximalbeträge sowie Steuervorteile wie fürs 3a-Konto. Wichtig: Je länger der Anlagehorizont, desto stärker profitieren Sie von Zinserträgen, Dividenden sowie Kursgewinnen. Beginnen Sie also möglichst frühzeitig mit dem Investieren.

Aus Vorsorgefonds müssen Sie zudem bei der Pensionierung nicht zwingend aussteigen – Sie können auch noch weiter investieren und Ihr Kapital erst zu einem späteren Zeitpunkt beziehen. Aber beachten Sie: Das angesparte Vermögen im Fonds muss bei der Pensionierung aus dem Vorsorgekreislauf ins freie Vermögen überführt werden, wodurch die Kapitalauszahlungssteuer anfällt.

Freiwilliger Einkauf in die Pensionskasse

Bei Lücken in der beruflichen Vorsorge können Sie allenfalls Einkäufe in Ihre Pensionskasse tätigen – also gewisse Beträge nach- oder zusätzlich einzahlen. Einkäufe in die 2. Säule können Sie ebenfalls vom steuerbaren Einkommen abziehen. Dies kann eine gute Option sein, wenn Sie den Maximalbetrag in der Säule 3a bereits ausgeschöpft haben.

Um bestmöglich von Steuerersparnissen profitieren zu können, sollten Sie Einkäufe in die Pensionskasse aber gut planen. Sie müssen nicht zwingend alles innerhalb eines Jahres einzahlen. Zudem gilt es auch abzuklären, was mit den Einkäufen beispielsweise bei Ihrem Todesfall passiert. Informieren Sie sich, was und wie viel bei Ihrer Kasse möglich ist, und lassen Sie sich entsprechend beraten.

AHV-Beiträge kontrollieren

In der Schweiz zahlen generell alle berufstätigen Personen obligatorisch in die AHV ein. Es gibt jedoch verschiedene Gründe, aus denen auch in der 1. Säule Beitragslücken entstehen können. Prüfen Sie deshalb, ob Sie jedes Jahr den Mindestbetrag einbezahlt haben. Ein Blick auf Ihren persönlichen AHV-Kontoauszug gibt Aufschluss darüber. Und das lohnt sich, denn für die letzten fünf Jahre können Sie allfällige Fehlbeträge nachzahlen. 

So vermeiden Sie als Frau die grosse Vorsorgelücke

Viele Frauen in der Schweiz haben tiefe Renten, weil sie nicht genug Vermögen ansparen konnten. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie als Frau Ihre Vorsorge strukturiert angehen.

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