Frau Döbeli, man hört oft, nachhaltige Anlagen seien weniger rentabel als konventionelle. Ist das so?
Dieses Denken ist teilweise nach wie vor weit verbreitet. Es ist aber falsch: Nachhaltige Anlagen sind mindestens gleich rentabel wie konventionelle. Das zeigen akademische Studien über die letzten 25 Jahre. Natürlich gibt es auch im Bereich nachhaltige Anlagen bessere und schlechtere Portfoliomanager – aber dasselbe gilt ja auch für konventionelle Anlagen.
Und trotzdem werden nachhaltige Anlagen oft als weniger rentabel wahrgenommen. Warum?
Die ersten Versuche nachhaltiger Anlagen vor mehr als 20 Jahren, damals vor allem thematische Anlagen, waren nicht immer erfolgreich. Bei den erneuerbaren Energien gab es zum Beispiel eine regelrechte Preisblase. Nach dem die Blase geplatzt war, hatten die damit zusammenhängenden Anlageprodukte eine miserable Performance. Das hat sich in vielen Köpfen festgesetzt.
«Ausschlusskriterien werden zum Teil als starke Einschränkung wahrgenommen.»
Ein weiterer Grund sind die Ausschlusskriterien: Bei nachhaltigen Anlagen werden kontroverse Geschäftsfelder und -praktiken ausgeschlossen. Das wird zum Teil als starke Einschränkung wahrgenommen, da das Anlageuniversum, also die Titel, die für die Portfoliokonstruktion zur Verfügung stehen, kleiner ist. Gewisse Titel der ausgeschlossenen Branchen zeigten in der Vergangenheit zudem häufig eine gute Performance. Von dieser können die Anleger dann natürlich nicht mehr profitieren.
Das erscheint auf den ersten Blick plausibel.
Das mag sein; die vorgebrachten Argumente sind aber veraltet. In den vergangenen Jahren hat sich viel getan; im Portfoliomanagement der nachhaltigen Fonds haben die Finanzinstitute neue Ansätze entwickelt. Aktiv gemanagte Fonds werden meistens sehr sorgfältig und professionell zusammengestellt und sie nutzen Nachhaltigkeitsinformationen für eine bessere Titelauswahl. Mit dem Ausschluss kontroverser Geschäftsfelder und -praktiken kann man auch erhebliche Risiken vermindern. In vielen ausgeschlossenen Branchen ist beispielsweise das Markt- und das Reputationsrisiko höher. Dadurch ist es nachhaltigen Fonds auch möglich, eine mindestens gleich gute Rendite wie konventionelle Fonds zu erzielen – bei deutlich geringerem Risiko. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb immer mehr institutionelle Anleger in nachhaltige Anlagen investieren.
«Das Rendite-Risiko-Profil ist bei nachhaltigen Anlagen sehr interessant.»
Das tiefere Risiko?
Genau. Das Rendite-Risiko-Profil ist bei nachhaltigen Anlagen sehr interessant. Die Anlagen gelten daher als stabiler als konventionelle Anlagen. Viele Unternehmen haben heutzutage in ihren Unternehmenswerten Verantwortungsbewusstsein oder Nachhaltigkeit verankert. Warum diese Werte dann nicht auch im Rahmen der Anlagen umsetzen? Sie stehen als Organisation finanziell mindestens gleich gut da und können gleichzeitig zu einer positiven Veränderung beitragen. Und ganz nebenbei senken sie so auch das eigene Reputationsrisiko.
Viele schlagkräftige Gründe also für institutionelle Anleger, in nachhaltige Anlagen zu investieren. Wie ist das bei Privaten?
Die Beweggründe sind mehr oder weniger dieselben, einfach anders gewichtet. Häufig steht der Wunsch, einen persönlichen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft zu leisten und etwas zu verändern, an erster Stelle. Das vorteilhafte Rendite-Risiko-Profil kommt dann an zweiter Stelle. Es ist aber noch lange nicht so, dass alle privaten Anleger nachhaltig investieren. Das kommt jetzt erst so richtig ins Rollen.
«Nachhaltiges Anlegen tangiert die persönlichen Wertvorstellungen.»
Was hält sie davon ab?
Ich glaube, es liegt daran, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und es Zeit braucht, bis er etwas ändert. Ausserdem ist nachhaltiges Anlegen grundsätzlich auch ein sehr persönliches Thema: Es tangiert die persönlichen Wertvorstellungen und man muss sich überlegen, was einem wichtig ist. Und vielleicht auch, was nebst nachhaltigem Anlegen sonst noch zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Das kann etwas fordernd sein – aber schlussendlich werden wir uns alle früher oder später darüber Gedanken machen müssen.
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