Die UBS übernimmt die Konkurrentin CS für drei Milliarden Franken. Warum ist es so weit gekommen?
Thomas Fischer: Da gibt es viele Gründe. Fakt ist, es liegt nicht am Eigenkapital der Bank, sondern am Vertrauensentzug der Kundinnen und Kunden. In den letzten Tagen haben die Behörden und die Bank fieberhaft an einer Lösung gearbeitet, um ein grosses Beben in den globalen Finanzmärkten zu verhindern. Dieses hätte ein Konkurs der Bank definitiv ausgelöst.
Ist das nun eine gute Lösung?
Das wird sich zeigen. Vertrauen ist alles im Bankengeschäft. Vertrauen und Sicherheit sind die wesentlichen Säulen. Daher begrüsst die BEKB, dass mit den kommunizierten Vereinbarungen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rasch eine Lösung für die unmittelbare Zukunft der Credit Suisse gefunden werden konnte. Die kommunizierte Lösung schafft angesichts der sich in den vergangenen Tagen zuspitzenden Unsicherheiten am Markt Klarheit und trägt dazu bei, das Vertrauen in den Finanzplatz Schweiz im In- und Ausland zu erhalten. Die Stabilität des Finanzplatzes ist für die gesamte Branche und die Schweizer Wirtschaft zentral.
Auch in den USA sind Banken kollabiert. Warum?
Die gestrauchelten Finanzhäuser zeigen ein Muster: Kurzfristige Kundeneinlagen auf der Passiv-Seite stehen langfristigen Forderungen auf der Aktiv-Seite gegenüber. Heisst: Die Banken hatten die Kundeneinlagen in längerfristige Anleihen angelegt, die aufgrund der starken Zinserhöhungen in den letzten zwölf Monaten zu Verlusten geführt haben. Gleichzeitig wurde von Kunden zunehmend Liquidität beansprucht aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs und der höheren Zinsen bei Investitionen. Beispielsweise wollte die Silicon Valley Bank weitere Aktien ausgeben, was die Gerüchte über mögliche Liquiditätsprobleme befeuerte und letztlich zu einem Bankenrun führte.